03.10.2004
Der französische Pionier der elektronischen Musik, Jean Michel Jarre, hat ein neues Album veröffentlicht. Ziel der Aufnahme ist es laut Jarre, Emotionen mit den Zuhörern zu teilen und Musik körperlich erfahrbar machen.
Will Musik körperlich faßbar machen: Jean Michel Jarre |
Man mag es kaum
glauben. Er sei „ziemlich faul“, sagt Jean Michel Jarre. Dabei hat der
französische Pionier der elektronischen Musik einige Superlative zu
bieten: 60 Millionen verkaufte Tonträger - allein sein Kultwerk
„Oxygène“ (1976) ging weltweit über zwölf Millionen Mal über den
Ladentisch -, rund 30 Alben, spektakuläre Shows voller audivisueller
Reize und mit einem Millionenpublikum.
Emotionen teilen, Musik körperlich erfahrbar machen
Von der Plattenfirma wird das Werk als „Sound Revolution“ angekündigt - eine musikalische Revolution ist es auf alle Fälle nicht. Der 56-jährige hat für das CD/DVD-Doppelalbum neue Versionen seiner zwölf „besten Kompositionen“ aufgenommen und durch drei jüngst entstandene Stücke ergänzt. Für die Konsumenten bedeute das Werk mit der „5.1 Surround Technologie“ ein „dreidimensionales High-Class-Hörerlebnis“, schwärmt die zuständige Presseagentur.
Er wolle Emotionen mit den Zuhörern teilen, Musik körperlich erfahrbar machen, schwärmt seinerseits der Klangkünstler. Jüngst verriet er in einem Zeitungsinterview, dass es in seiner Musik um Sex gehe - nun spreche ihn jeder darauf an, räumt er lachend ein. Musik müsse zum Körper sprechen, ist er überzeugt - und ja: „Musik und Sex gehören auf jeden Fall zusammen.“
Daß der mehrfache Familienvater und Ex-Mann der Schauspielerin Charlotte Rampling in jüngster Zeit auch für Schlagzeilen wegen seiner gescheiterten Beziehung mit Schauspielerin Isabelle Adjani sorgte, gefällt ihm dagegen gar nicht - Adjani war nach der Trennung böse über ihren Ex hergezogen. Darüber sei er „wirklich traurig und geschockt“ gewesen. Kommentieren will er das Ganze eigentlich lieber nicht. Für seine Arbeit gilt zumindest: Er sei kein Nostalgiker, schaue nicht zurück.
Show in Peking das nächste Großereignis
Im kommenden Jahr wird Jarre - der Sohn des bekannten Filmkomponisten Maurice Jarre („Doktor Schiwago“, „Lawrence von Arabien“) - wieder auf Tournee gehen, die ihn auch nach Deutschland führen soll. Nun bereitet er sich erst einmal auf ein Großereignis vor: eine Show in Peking am 10. Oktober, bei dem auch zahlreiche chinesische Künstler involviert sind, deren Hauptbühne in der Verbotenen Stadt stehen wird und die wieder ein gigantisches Spektakel sein dürfte.
Denn vor allem mit seinen Mega-Open-Air-Konzerten an oft ungewöhnlichen Orten hatte Jarre immer wieder für Aufsehen gesorgt: Am 14. Juli 1979 inszenierte er sein Opus „Equinoxe“ als aufwändiges Multimedia-Spektakel mit Lichteffekten, Projektionen und Feuerwerk auf der Pariser Place de la Concorde vor über einer Million Menschen und weltweit 100 Millionen Zuschauern - dafür gab es einen ersten Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
Es folgten riesige Konzerte unter anderem in Houston 1986 mit rund 1,3 Millionen Zuschauern, zum Besuch des Papstes in Lyon (1986), in Paris im Viertel La Défense 1990 mit mehr als zwei Millionen Besuchern. Zum Millenniumswechsel veranstaltete er eine Bombast-Show vor den Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Seinen Traum von einem Event vor dem Reichstag in Berlin konnte er bislang wegen der Behörden nicht verwirklichen.
Für die nahe Zukunft hat Jarre nun erst einmal ganz simple Wünsche. Weil er mitten zwischen dem aufwändigen Konzert im „5.1-Sound“ in Peking und der - eigentlich für Mai geplanten - Album-Veröffentlichung stecke, bekomme er derzeit pro Nacht nur zwei oder drei Stunden Schlaf, verrät er. Und so weiß er schon ganz genau, was er nach seiner Rückkehr aus China machen wird: „Schlafen“.
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